Die zweite Welle der Pandemie erreicht Indien – Was bedeutet dies für den IIV Mikrofinanzfonds?

Aktuelle Entwicklungen

Die zweite Welle der Corona-Pandemie trifft Indien derzeit besonders stark. Grund dafür ist nicht eine hohe Inzidenz (sie liegt aktuell bei 162)1, sondern das defizitäre Gesundheitssystem. Die täglichen Neuinfektionen liegen seit mehr als zehn Tagen bei über 300.000 Fällen und das indische Gesundheitsministerium meldet zum 04.05.2021 über 3,4 Millionen aktive Coronafälle.2 Damit ist das indische Gesundheitssystem stark überlastet: Es gibt zu wenig Intensivbetten und Beatmungsgeräte sind knapp.

Noch im März hatte der indische Gesundheitsminister vom Ende der Pandemie gesprochen. Die Infektionszahlen waren gesunken, eine Impfkampagne sollte starten und öffentliche sowie private Veranstaltungen wurden wieder zugelassen. Diverse Faktoren haben laut Experten dazu geführt, dass sich das Corona-Virus dennoch rasant ausbreiten konnte: Mehrere Millionen Menschen feierten das weltweit größte religiöse Fest „Kumbh Mela“ ohne Hygienemaßnahmen und Sicherheitsabstände. Auch wurden in zwei Regionen Wahlkampfveranstaltungen durchgeführt, die ebenfalls ohne die Auflage von Hygienemaßnahmen zugelassen worden waren. Zudem breitet sich die Virusvariante B.1.617 aus, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet wird.
Laut WHO Statistiken wurden über 147,7 Millionen Impfdosen bis Ende April verabreicht.3 Täglich sollen bis zu 7 Millionen Menschen in Indien geimpft werden, um die Ausbreitung von COVID-19 zu bremsen.

Das Portfolio des IIV Mikrofinanzfonds und Maßnahmen der Mikrofinanzinstitute vor Ort

Indien spielt in der Länderdiversifikation des IIV Mikrofinanzfonds eine signifikante Rolle. Dieser refinanziert aktuell acht indische Mikrofinanzinstitute (MFIs). In der Länderdiversifikation macht das Land mit einer Investitionssumme von 73,5 Millionen Euro derzeit 9,5 Prozent des Fondsvermögens aus.4 Zusammen erreichen die MFIs mehr als 6,2 Millionen Endkreditnehmer:innen. Davon sind 97 Prozent Frauen, die häufig kleine Kredite aufnehmen, um sich ein eigenes Einkommen zu schaffen. Es werden überwiegend Individualkredite vergeben mit einer durchschnittlichen Kreditsumme von 266 US-Dollar.5

Um auf Herausforderungen, die aus der aktuellen Situation resultieren, gemeinsam reagieren zu können, stehen wir seit Beginn der zweiten Corona-Welle in Indien in engem Austausch mit den MFIs vor Ort.6

Die Mehrheit der MFIs agiert in ländlichen Regionen, die bisher deutlich weniger Fallzahlen melden. Daher konnte der Geschäftsbetrieb weitgehend aufrechterhalten werden. In den ländlichen Gebieten betreuen die Mitarbeiter:innen der MFIs die Endkreditnehmer:innen üblicherweise direkt vor Ort. Die Zins- und Tilgungszahlungen werden oft persönlich abgegeben. Dies war im April noch in den meisten Regionen möglich. Die MFIs, die überwiegend in ländlichen Regionen aktiv sind, berichten uns von durchschnittlichen Rückzahlungsquoten zwischen 92 und 96 Prozent.

Das MFI Svasti India unterstützt u.a. auch Menschen in urbanen Regionen im Bundesstaat Maharashtra. In Maharashtra liegt Indiens bevölkerungsreichste Stadt Mumbai, die aktuell besonders stark von der zweiten Corona-Welle betroffen ist (19 Prozent der aktiven Coronafälle fallen auf diese Region zurück). Dort lagen die Rückzahlungen im April bei 72,9 Prozent. Bereits seit März gingen die Rückzahlungen leicht zurück, da die Endkreditnehmer:innen in Sorge um ihr Einkommen sind.
Durch Teil-Lockdowns und um die Sicherheit der Mitarbeiter:innen des MFIs zu gewährleisten, wurden die Filialen in dieser Region geschlossen. In den anderen Regionen, die bisher noch nicht von Lockdowns betroffen sind, berichtet Svasti ebenfalls von leichten Rückgängen der Zahlungen. Dort kann das MFI unter Hygienemaßnahmen seinen Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.

Zusammenfassend rechnen die MFIs in den kommenden Wochen weiterhin damit die Zins- und Tilgungszahlungen ihrer Endkreditnehmer:innen regulär zu erhalten, da die Lockdowns in Indien nicht landesweit, sondern nur regional verhängt wurden. Einige MFIs haben die Erfahrungen aus der ersten Corona-Welle genutzt, um ihr Geschäftsmodell krisensicherer zu machen. So wurden beispielsweise die persönliche Übergabe der Zins- und Tilgungszahlungen durch digitale Zahlungsmöglichkeiten ersetzt und somit können die Mitarbeiter:innen dieser MFIs aus dem Homeoffice arbeiten.
Durch die partiellen Einschränkungen erwarten die MFIs in Summe eine leicht sinkende Kreditnachfrage im Mai. Für Ende Mai hoffen sie auf sichtbare Erfolge der Impfkampagne. Bisher zeichnen sich keine Liquiditätsengpässe bei den MFIs ab, da sie gut kapitalisiert sind und weiterhin ihre Refinanzierung durch internationale Kreditgeber realisieren können.

Durch einen engen Austausch mit unseren Partnerinstituten vor Ort werden wir Sie in den nächsten Wochen regelmäßig über die Lage in Indien informieren.

 

Weitere Informationen zur Lage in Indien finden Sie auch in unserem Corona-Barometer.

 

 

1 03.05.2021: Laut der John Hopkins University liegt die 7-Tage-Inzidenz in Indien schätzungsweise bei 162 (https://coronavirus.jhu.edu/map.html) die Dunkelziffer, der nicht getesteten Fälle, ist vermutlich deutlich höher. Auch die Testzentren und Labore in Indien sind überlastet. Im Vergleich dazu meldet das Robert Koch Institut für Deutschland einen Wert von 147 (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Fallzahlen_Kum_Tab.html).

2 Ministry of Health and Family Welfare, Government of India, 03.05.2021, https://www.mohfw.gov.in/

3 World Health Organisation, 04.05.2021, https://covid19.who.int/region/searo/country/in

4 Stand 27.04.2021

5 Stand Q4 2020. Weitere Informationen zur Rolle und Funktionsweise von MFIs in Indien, finden Sie in unserem letzten Impact Report.

6 Weitere Information über die Fallzahlen in Indien: https://www.covid19india.org/

05.05.2021

Autorin: Rebekka Steil

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