Frauen fördern durch Mikrofinanz

07. März 2024 Stefanie Weber

Mikrofinanz kann dabei helfen, die finanzielle Inklusion weltweit zu fördern und vor allem Frauen in Entwicklungs- und Schwellenländern die Chance auf ein gleichberechtigteres und integrativeres Leben zu geben. Denn die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist gerade im Finanzbereich noch lange nicht erreicht. Das ist nicht nur ein soziales Problem, sondern behindert auch die wirtschaftliche Entwicklung des Globalen Südens zusätzlich.

Gleichberechtigung verbessert wirtschaftliche Entwicklung

Laut einer neuen Analyse der Weltbank genießen Frauen im weltweiten Durchschnitt nur 64 Prozent der Rechte der Männer. In der Praxis sei die Kluft zwischen den Geschlechtern noch größer, heißt es in dem kürzlich erschienenen Bericht „Women, Business and the Law 2024“. In keinem Land herrscht Chancengleichheit – nicht einmal in den reichsten Volkswirtschaften.

Weltweit hindern diskriminierende Gesetze und Praktiken Frauen daran, gleichberechtigt zu arbeiten oder Unternehmen zu gründen. Gäbe es diese Diskrepanz nicht, dann könnte das globale Bruttoinlandsprodukt um mehr als 20 Prozent steigen und sich die globale Wachstumsrate in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.

Frauen erfahren weltweit finanzielle Diskriminierung

Mehr als eine Milliarde Frauen haben keinen oder nur unzureichenden Zugang zu traditionellen Finanzdienstleistungen. Sie haben kein Bankkonto und können keine Kreditverträge, keine Sparkonten oder Versicherungen abschließen. Die Türen der traditionellen Banken bleiben ihnen oft verschlossen. Würde man all diese Frauen in einem Land zusammenfassen, wäre es das drittgrößte Land der Welt.

Für Banken und andere Finanzdienstleister bedeutet dies ein ungenutztes jährliches Umsatzpotenzial von 700 Milliarden US-Dollar, das sie ausschöpfen könnten, würden sie Frauen gleichermaßen Finanzdienstleistungen anbieten.

Daher spielen Mikrofinanzinstitute in den Entwicklungs- und Schwellenländern eine wichtige Rolle. Sie vergeben Kredite an wirtschaftlich aktive Menschen mit geringem Einkommen, damit diese sich selbstständig machen oder ihr Geschäft ausbauen können. Davon profitieren vor allem Frauen. Von den derzeit 410.627 erreichten Kreditnehmern der vergebenen Darlehen des IIV Mikrofinanzfonds sind über 78 Prozent Frauen.

Stärkung von sozialer Gerechtigkeit

Frauen sind in vielen Ländern rechtlich, sozial und wirtschaftlich benachteiligt. Noch immer gibt es weltweit über 70 Länder, in denen Frauen weder ein eigenes Bankkonto eröffnen dürfen noch einen Zugang zu Krediten haben. Dazu benötigen sie oftmals die Unterschrift ihres Ehemannes. Diese Diskriminierung hat zu zahlreichen Initiativen geführt – wie etwa der gemeinnützigen Women’s World Banking Organisation, die auf der ersten UN-Frauenkonferenz 1975 gegründet wurde.

Die Benachteiligungen beeinträchtigen die Selbstbestimmung von Frauen in vielen Lebensbereichen, beispielsweise auch bei der Familienplanung oder bei einkommensschaffenden Tätigkeiten. Durch den Zugang zu Mikrokrediten können Frauen in der Regel ihre eigene wirtschaftliche Situation verbessern, das Haushaltseinkommen erhöhen und ihr Selbstwertgefühl steigern.

Studien haben gezeigt, dass die wirtschaftliche Stärkung von Frauen einen Multiplikatoreneffekt hat. Im Vergleich zu Männern investieren sie beispielsweise einen größeren Teil ihres Einkommens in die Familie, indem sie die Gesundheitsversorgung oder die Ernährung und Ausbildung ihrer Kinder finanzieren.

Weiterbildung durch Mikrofinanzinstitute

Mikrofinanzinstitute ergänzen ihre Finanzdienstleistungen häufig durch Bildungs- und Qualifizierungsprogramme. So erhalten die Endkreditnehmer nicht nur Zugang zu finanziellen Ressourcen, sondern werden auch in Finanzwissen, Unternehmensführung und anderen relevanten Fähigkeiten geschult. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz erhalten sie Kenntnisse und Instrumente, um fundierte Entscheidungen zu treffen, ihr Unternehmen erfolgreich zu führen und sich in der Komplexität des Marktes zurechtzufinden.

Ein Paradebeispiel dafür ist das Mikrofinanzinstitut Crecer IFD aus Bolivien, mit dem Invest in Visions bereits seit 2006 zusammenarbeitet. Neben Finanzdienstleistungen und Schulungen bietet das Institut auch Kurse zur Prävention von Gebärmutterkrebs an, der Hauptursache für Frauensterblichkeit in Bolivien.

Bei der Zusammenarbeit mit den Mikrofinanzinstituten ist für Invest in Visions unter anderem die Frauenquote innerhalb des Instituts wichtig. Aktuell sind über 53 Prozent der Mitarbeitenden in den Instituten, die über den IIV Mikrofinanzfonds refinanziert werden, Frauen.

Erfolgreiche Mikrofinanzierung für Frauen

Eine Frau spielt eine wichtigere Rolle bei Entscheidungen im Haushalt, wenn sie zum Einkommen beiträgt. Die Erfolgsgeschichten, die durch die Investitionen des IIV Mikrofinanzfonds ermöglicht wurden, zeigen, wie Kleinstkredite das Leben vieler Frauen positiv beeinflusst haben. Dies nur einige Beispiele von vielen:

Mongolei

Eine Schule für soziale Kompetenzen

Tumendemberel Dulguundusal ist Rektorin bei Educated Space LLC, einer privaten Förderschule in der Mongolei.

„Als ich anfing zu unterrichten, stellte ich fest, dass die Kinder weder ihre Emotionen ausdrücken noch kreativ denken konnten. Sie verbrachten viel Zeit vor Bildschirmen, was zu weniger Interaktion mit Gleichaltrigen und damit zu mangelnder Kommunikationsfähigkeit führte“, so Tumendemberel.

Das Hauptziel ihres Lehrplans ist es daher, Kindern von klein auf Lebenskompetenz und soziales Handeln beizubringen. Also Fähigkeiten, die man in der regulären Schule so nicht erlernen kann. Dank eines Kredits der Golomt Bank konnte sie die Schule ins Leben rufen und Kinder so besser auf ihre Zukunft vorbereiten.

Bosnien-Herzegowina

Die Frisur sitzt

Die alleinerziehende Mutter Selma Ahmetović ist Inhaberin eines Friseursalons in Odžak, Bosnien und Herzegowina.

In der Hauptsaison hat sie mehrere Angestellte. Selma legt großen Wert auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und investiert dank eines Kredits des Mikrofinanzinstituts FinCredit stetig in ihr Geschäft. Ihr oberstes Ziel ist die Zufriedenheit ihrer Kunden. Ihre Kunden kommen immer wieder gerne zu ihr und empfehlen sie darüber hinaus weiter.

Bosnien-Herzegowina

Ein Herz für Blumen

Vesna Praštalo aus Laktaši in Bosnien und Herzegowina baut seit vielen Jahren Blumen und Gemüse an.

Mithilfe des Mikrofinanzinstituts FinCredit konnte sie weitere Gewächshäuser kaufen und somit ihr Unternehmen erweitern.

Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer studierenden Tochter in einem Haushalt. „Der gemeinsame Einsatz und das Engagement sind der Schlüssel zum Erfolg“, so Vesna.