Afrika – der Sonnenkontinent mit dem weltweit größten Solarenergiepotenzial
Afrika bietet für Solarstrom optimale Voraussetzungen und doch stehen hier nur ein Prozent aller Photovoltaik-Anlagen weltweit. Gleichzeitig mangelt es an Strom. Es gibt also viel Potenzial zu heben. Die Elektrifizierung Subsahara-Afrikas mit Off-grid-Anlagen könnte dementsprechend eine große Chance für Investoren sein und gleichzeitig werden die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbessert.
Der fehlende Zugang zu Elektrizität
Aktuellen Schätzungen zufolge haben mehr als 675 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu Elektrizität, da sie in (zumeist ländlichen) Regionen leben, die nicht vom staatlichen Stromnetz versorgt werden. Besonders stark betroffen ist Subsahara-Afrika.
4 von 5 Menschen ohne Zugang zu sauberer Energie stammen aktuell aus einem der 49 Länder dieser Weltregion, die eine Elektrifizierungsrate von lediglich 50 Prozent aufweist. Die Entwicklungschancen dieser Menschen und der Länder, in denen sie leben, werden dadurch stark beeinträchtigt.
Zu den 567 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika, die überhaupt keinen Anschluss an das staatliche Stromnetz haben, kommen viele weitere Millionen Haushalte und Unternehmen, die zwar an die staatliche Stromversorgung angeschlossen sind, aber von der chronischen Unzuverlässigkeit der nationalen Netze betroffen sind.
In beiden Fällen wird meist auf Diesel-Generatoren zurückgegriffen, die in der Beschaffung sowie im Betrieb teuer sind und sowohl die Gesundheit der Menschen als auch das Klima schädigen. Die International Finance Corporation (IFC) schätzt, dass 2016 rund 6,5 Millionen derartiger „GenSets“ in Subsahara-Afrika betrieben wurden. Die jährlichen Kosten für den Betrieb dieser rußigen Flotte liegen bei rund 13 Mrd. US-Dollar, ihr CO2-Ausstoß ist vergleichbar mit dem von 20 Millionen Autos.
Das Problem wird sich in den kommenden Jahren aufgrund des erwarteten Bevölkerungswachstums in Subsahara-Afrika (eine Milliarde Menschen bzw. 50 Prozent des globalen Bevölkerungswachstums bis 2050) noch deutlich verschärfen. Es besteht also dringender Handlungsbedarf.
Photovoltaik-Inselanlagen
Einen Ausweg aus dieser Situation bietet die verstärkte Nutzung von Sonnenenergie über dezentrale Systeme, die unter dem Oberbegriff „Off-grid“ geführt werden, weil sie unabhängig vom staatlichen Stromnetz („grid“) betrieben werden können.
Diese Lösung bietet sich an, weil die Gestehungskosten für Solarstrom in den vergangenen Jahren deutlich gefallen sind und das praktische Photovoltaik-Potenzial der Region ausgezeichnet ist. Aufgrund ihrer dezentralen Natur eignen sie sich perfekt für ländliche Regionen, in die eine Ausweitung des staatlichen Netzes unwirtschaftlich wäre, oder für den Einsatz in peri-urbanen sowie urbanen Gebieten, in denen die Zuverlässigkeit der öffentlichen Stromversorgung gering ist.
Der Bereich „Off-grid“ umfasst verschiedenartige Systeme und reicht von kleinen Einzelgeräten wie solarbetriebenen Lampen für den Hausgebrauch mit einer Leistung von wenigen Watt bis hin zu sogenannten „Mini-grids“, unabhängigen Inselnetzen mit einer Kapazität von bis zu 100 kWp. Moderne Mini-grids sind leistungsfähig genug, um ganze Dörfer und Gemeinden zu elektrifizieren.
Zwischen den Einzelgeräten der Kategorie „Pico-Solar“ und den Mini-grids liegen die sogenannten „Solar-Home-Systems“ (SHS). Dabei handelt es sich um Einzelsysteme für den individuellen Gebrauch, deren Leistungsfähigkeit mittlerweile bis ca. 450 Wp erreicht.
Ein wichtiger neuer Bereich sind solarbetriebene Einzelgeräte für den gewerblichen Bereich wie Wasserpumpen, Kühlsysteme oder Getreidemühlen, die unter der Bezeichnung „Productive Use of Energy“ (PUE) laufen.
Enorm an Dynamik gewonnen hat in den letzten beiden Jahren zudem der Bereich „Commercial & Industrial“ (kurz: C&I). Unter C&I fallen Solarinstallationen für Unternehmen in Gewerbe und Verarbeitung, die sich von der unzuverlässigen öffentlichen Versorgung und den stark fluktuierenden Preisen für fossile Energiequellen unabhängig machen wollen. Solarenergie hilft den Unternehmen dabei, ihre Energieversorgung zuverlässiger, kostengünstiger sowie planbarer zu gestalten und zugleich ihre CO2-Emissionen zu verringern.
Fremdkapitalfinanzierung für „Off-grid“-Unternehmen
Alle diese Systeme, die auf unterschiedliche Endverbraucher und Problemlagen zugeschnitten sind, liefern zusammen einen wichtigen Beitrag, um die Lebensqualität von Millionen von Menschen in Subsahara-Afrika zu verbessern und das Klima zu schützen. Schon einfache Solarlampen können beispielsweise dabei helfen, durch das Ersetzen von Kerosinlampen gesundheitsschädlichen Feinstaub und zugleich klimaschädliches CO2 einzusparen.
Die Global Off-grid Lighting Association (GOGLA) hat berechnet, dass auf diese Weise bereits 190 Millionen Tonnen CO2e eingespart wurden. Dies entspricht der Menge von Treibhausgasen, die 51 Kohlekraftwerke im Laufe eines Jahres verursachen. Durch Mini-grids und C&I-Installationen kann aufgrund der größeren Kapazität dieser Technologien ein noch weitaus größerer Beitrag zur Mitigation des Klimawandels geleistet werden.
Off-grid-Systeme helfen auch bei der Adaptation an den Klimawandel. Solare Bewässerung für Kleinbauern und Kühlsysteme für verderbliche Produkte unterstützen die Lebensmittelsicherheit angesichts von Klimarisiken wie immer geringeren Regenfällen und steigenden Temperaturen. Über mit Solartechnik unterstützte Kommunikationsmittel (Handyladestationen, Radios, Fernseher) können den Menschen überlebenswichtige Informationen wie Notfallpläne und Katastrophenwarnungen übermittelt werden. Zudem schafft die Off-grid-Industrie tausende „grüne“ und damit zukunftsfähige Jobs in den Unternehmen.
Nachhaltig ist die Verbreitung von Off-grid-Technologien vor allem dann, wenn der Zugang zu Elektrizität genutzt wird, um zusätzliches Einkommen zu generieren – im Umgang mit einkommensschwachen Menschen eine Grundvoraussetzung für positiven Impact, die wir aus unserer Arbeit mit Mikrofinanz bestens kennen.
Denn nur wenn zusätzliches Einkommen geschaffen wird, sind die Menschen in der Lage, für den gelieferten Strom auch zu bezahlen. Es muss ein positiver Kreislauf in Gang gesetzt werden, bei dem durch den Zugang zu Elektrizität zusätzliches Einkommen geschaffen wird, das dann wiederum dazu verwendet werden kann, einen höheren Stromkonsum zu decken. Bei solarbetriebenen Geräten wie Wasserpumpen oder Getreidemühlen ist dieser Nutzen offensichtlich. Aber auch die anderen Technologien bieten vielfältige Möglichkeiten. Gerade Mini-grids und C&I-Installationen sind aufgrund ihrer hohen Kapazität prädestiniert dafür, die ländliche Industrialisierung in Subsahara-Afrika zu befördern. Dafür benötigt es allerdings Investitionen – und an denen mangelt es zurzeit.
Die Internationale Energiebehörde IEA schätzt den notwendigen Finanzierungsbedarf, um universellen Zugang zu Elektrizität herzustellen, auf 30 Milliarden US-Dollar jährlich.
Unser Ziel ist es, durch gezielte Anlageformen die Finanzierung von Off-Grid-Anlagen in Subsahara-Afrika zu ermöglichen. Dabei wird Kapital für Unternehmen und Projekte bereitgestellt, die Off-grid-Anlagen errichten und betreiben.
Sustainable Development Goals
Die Finanzierung der Off-grid-Solaranlagen ermöglicht eine erschwingliche und zuverlässige Energieversorgung und entfaltet dabei gleichzeitig eine wichtige nachhaltige Wirkung, da sie mehrere der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unterstützt.
Neben dem Ziel, die von der Infrastruktur abgeschnittenen Bevölkerungsgruppen mit Strom zu versorgen (SDG 7) und die grüne Transformation der Energieversorgung (SDG 13) zu unterstützen, erleichtert die Elektrifizierung auch wirtschaftliches Handeln und schafft Arbeitsplätze (SDG 8). So wird beispielsweise in der Landwirtschaft Strom benötigt, um Maschinen und Bewässerungssysteme anzutreiben. Ohne Stromversorgung sind Landwirte von den Vorteilen einer modernen Landwirtschaft ausgeschlossen, zu denen u. a. Ertragssteigerungen und -sicherheit, die intensivierte Bewirtschaftung, steigende Produktivität und sinkende Arbeitskosten zählen. Wir achten zudem bei der Refinanzierung dieser Projekte auf einen Frauenanteil innerhalb von Belegschaft, Management und Vorstand (SDG 5).
SDG 1
No poverty
SDG 2
Zero hunger
SDG 3
Good health and well-being
SDG 4
Quality education
SDG 5
Gender equality
SDG 6
Clean water and sanitation
SDG 7
Affordable and clean energy
SDG 8
Decent work and economic growth
SDG 9
Industry, innocation and infrastructure
SDG 10
Reduced inequalities
SDG 11
Sustainable cities and communities
SDG 12
Responsible consumption and production
SDG 13
Climate action
SDG 14
Life below water
SDG 15
Life on land
SDG 16
Peace, justice and strong institutions
SDG 17
Partnerships for the goals
Sie interessieren sich für dieses Projekt und möchten bei der solaren Elektrifizierung in Subsahara-Afrika mithelfen? Dann schreiben Sie uns! Wir informieren Sie gerne über den aktuellen Stand.
Weiterführende Literatur
Zugang zu erschwinglicher und nachhaltiger Energie
Der weltweite Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher und nachhaltiger Energie ist eines der 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Trotz substanzieller Fortschritte in den vergangenen Jahren ist es fraglich, ob dieses Ziel bis 2030 erreicht werden kann. In diesem ersten Teil unserer neuen Reihe zu „Impact Investing und SDG 7“ möchten wir Einblicke in den derzeitigen Stand der globalen Elektrifizierung geben.
Das Potenzial für Solarenergie in Subsahara-Afrika
Der fehlende Zugang zu Elektrizität mindert die Chancen auf eine hochwertige Gesundheitsversorgung beispielsweise, auf Bildung und sowie eine Steigerung des Einkommens durch die Aufnahme oder die Verbesserung produktiver Tätigkeiten. Zugleich führt die Kompensation durch den Betrieb von Diesel-Generatoren zu negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Klima. Wie kann also eine bessere – und das heißt saubere und emissionsfreie – Versorgung mit Elektrizität bereitgestellt werden?
Zugang zu erschwinglicher und nachhaltiger Energie
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie stellt erneut unter Beweis: Es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen Elektrifizierung und Wohlstandsgewinnen. Da die öffentliche Hand die Finanzierung nicht allein bewältigen kann, muss auch privates Kapital in den Sektor fließen. Was beachtet werden muss, dass die private Finanzierung nachhaltig ist und für die Nutzer nicht zu einer „social impact credit trap“ wird, erklären wir in diesem Teil unserer Reihe über den Zugang zu sauberer und erschwinglicher Energie.