Mikrofinanz in Kambodscha

12. Juli 2023

Weniger ist mehr

Das südostasiatische Königreich Kambodscha grenzt an Thailand, Vietnam und Laos und ist eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens. Ein Großteil der rund 17 Millionen (2022) Menschen zählenden Bevölkerung lebt auf dem Land und bestreitet seinen Lebensunterhalt als Kleinst- und Kleinunternehmer oder Landwirt. Mikrokredite sind eine Möglichkeit, die Lebensbedingungen dieser Menschen zu verbessern. Darauf liegt unser Hauptaugenmerk – und auf dem ständigen Bestreben Mikrofinanz als Ganzes zu optimieren.

Warum sind Mikrokredite für Kambodscha wichtig?

Der Zugang zu Finanzdienstleistungen ist ein wesentlicher Baustein beim Aufbau einer wirtschaftlichen Infrastruktur. In Entwicklungs- und Schwellenländern wie in Kambodscha wird dies insbesondere durch Mikrofinanz ermöglicht. Mikrokredite werden vergeben, damit die Kreditnehmer wirtschaftliche Aktivitäten (z. B. einen Gemüseladen) auf- oder ausbauen und notwendige soziale Ausgaben leisten können.

Vorsicht ist geboten!

Eine positive Wirkung kann nur dann erzielt werden, wenn sich die Kreditnehmer nicht überschulden. Wir als Impact Investor legen großen Wert auf eine akribische Überprüfung aller Mikrofinanzinstitute , die als Partner für die von uns verwalteten Fonds infrage kommen.

Erfahrene Spezialisten unserer Partner unterstützen uns bei der Prüfung und Analyse des jeweiligen Mikrofinanzinstituts vor Ort. Die Auswahl erfolgt nach strengen finanziellen und sozialen Kriterien. Die Institute müssen als Finanzinstitut nach international anerkannten Standards von der Behörde beaufsichtigt werden, die im jeweiligen Land für die Aufsicht von Kreditinstituten zuständig ist. Darüber hinaus spielen soziale Faktoren des Instituts eine große Rolle, z. B. die soziale Performance, ESG-Risiken, das Einzugsverfahren gegenüber den Kreditnehmern, die Analyse der Zahlungsrückstände, der Umgang mit Mitarbeitenden sowie die Managementstruktur.

Wenn die von uns im Rahmen der Finanzportfolioverwaltung festgelegten Voraussetzungen erfüllt sind, versuchen wir so häufig wie möglich das Mikrofinanzinstitut zu besuchen und schauen uns auch die Filialen an. Dabei achten wir darauf, welchen Kunden das Institut die Gelder verleiht und wofür diese die Kredite einsetzen.

Wichtig ist uns die Transparenz in der Kommunikation mit den Kreditnehmern. Diese müssen beispielsweise wissen, wie viel Zinsen sie zahlen. Deshalb muss das Aufklärungsgespräch vor Ort dementsprechend klar und eindeutig sein. Nur wenn wir sowohl von den Finanzzahlen als auch von den sozialen Aspekten der Mikrofinanzinstitute überzeugt sind, refinanzieren wir über den von uns gemanagten Fonds das Institut. Dabei kommt unsunsere langjährige Erfahrung und ein spezialisiertes Netzwerk zugute.

Gleichermaßen wichtig: Kundenschutz und -bewertung

Vier kambodschanische Mikrofinanzinstitute, die über den IIV Mikrofinanzfonds refinanziert werden, erfüllen die Auswahlkriterien unseres Investmentteams. Diese Institute haben die „Richtlinien zur Darlehensvergabe“ (lending guidelines) der Cambodia Microfinance Association (CMA) unterzeichnet und verfügen über hohe Standards in Bezug auf Überschuldungsprävention, Transparenz und Kundenschutz. Das Risiko einer Überschuldung der Kreditnehmern wird in allen vier MFI durch eine genaue Analyse der Rückzahlungsfähigkeit geprüft. Zudem haben alle vier Institute bei der Zertifizierung im Rahmen des Client-Protection-Pathway, der wichtigsten unabhängigen Sektorinitiative für Kundenschutz, die höchste Stufe „Gold“ erhalten.

Laut einer unabhängigen Studie des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität Duisburg bewertet die überwiegende Mehrheit der Kreditnehmer (82,3 Prozent) die von ihnen aufgenommenen Kredite positiv – insbesondere ökonomisch. „Auch die Zusammenarbeit mit den kreditgebenden Institutionen wird von ihnen im Großen und Ganzen als eher unproblematisch eingeschätzt“, so Prof. Dr. Frank Bliss, der Verfasser der INEF-Studie.

Die Ergebnisse der INEF-Studie sind für uns sehr wichtig. Schließlich sollen am Ende die Kreditnehmer von unseren Bemühungen um eine positive Entwicklung der Mikrofinanzbedingungen in Kambodscha profitieren.

Maßnahmen für mehr Fairness

Wir gehen davon aus, dass unsere Aktivitäten einen positiven Einfluss auf Kreditnehmer in Kambodscha und auf den Mikrofinanzsektor insgesamt haben. Für das südostasiatische Land haben wir im aktiven Austausch mit unseren Partner-Finanzinstitute sowie unseren Investoren Bereiche identifiziert, denen wir im Rahmen unserer Investmentanalyse besondere Sorgfalt widmen wollen: 

  1. Die Annahme von Landtiteln als Sicherheit für kleine Darlehen (bis 2.500 US-Dollar) darf von den über den IIV Mikrofinanzfonds refinanzierten Finanzinstitute nicht praktiziert werden. Wenn die Kreditnehmer Land zur Tilgung von Krediten hinterlegt haben, könnten sie bei einer Verschuldung einen Teil ihrer Lebensgrundlage verlieren.
  1. Aggressive Haus-zu-Haus Werbung durch das Vertriebspersonal soll unterbunden werden. Gleichzeitig sollen sich die Mikrofinanzinstitute um eine bessere finanzielle Bildung ihrer Kreditnehmer bemühen.
  1. Ein adäquates Verhältnis der Kredithöhe zum Einkommen der Kreditnehmer (loan to income ratio) ist zu gewährleisten. Denn wissentlich falsche Angaben gegenüber den Mitarbeitenden der Finanzinstitute durch Kreditnehmer haben laut der Studie des INEF „in einer relevanten Anzahl von Fällen“ zu Landverkäufen geführt, die es zu verhindern gilt.
  1. Besondere Schutzmaßnahmen für ID-Poor (Personen mit Anrecht auf Sozialhilfe):
    • Abfrage des Status als Sozialhilfeempfänger (ID-Poor 1 und 2) während des Darlehensvergabeprozesses
    • Ausschließliche Vergabe von Darlehen zur gewerblichen Nutzung; keine Darlehen zur Deckung von Lebenshaltungskosten
    • Genaue Prüfung der Erfolgsaussichten des vorgestellten Geschäftsmodells und eine maximale Darlehenshöhe von 2.500 US-Dollar

Darüber hinaus unterstützen wir die Einrichtung einer unabhängigen Monitoringstelle, an die sich Kreditnehmer mit ihren Beschwerden richten können. Die Internationale Finance Corporation IFC hat hier in Zusammenarbeit mit der kambodschanischen Nationalbank bereits Pläne entwickelt. Wir arbeiten zudem mit anderen Geldgebern wie u. a. der GLS Bank zusammen und entwickeln ein gemeinsames Verständnis der zu ergreifenden Maßnahmen, um unseren Anregungen gegenüber den Mikrofinanzinstituten ein größeres Gewicht zu verleihen.

Rechtlicher Hinweis:

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