Impact Investing: Raus aus der Nische?
16. Juli 2024 Moritz Isenmann Senior Impact and Sustainability Manager
Impact Investing hat einen großen Nutzen, muss jedoch nach wie vor viele Hürden überwinden. Wie kann es der Anlageklasse gelingen, aus ihrem Schattendasein ins Rampenlicht der Anleger zu treten?
Die Bundesinitiative Impact Investing (BIII) hat 2022 ihre zweite Marktstudie zum Stand von Impact Investing in Deutschland durchgeführt.[1] Die Ergebnisse waren ernüchternd: Impact Investing ist trotz wachsendem Interesse an wirkungsorientiertem Investieren noch weit davon entfernt, zu einer Mainstream-Investition zu werden: Zwar wurde für 2022 das Volumen von „Impact generierenden“ Investments laut BIII auf knapp 10 Milliarden geschätzt. Vergleicht man dies jedoch mit dem Gesamtvolumen aller Fonds und Mandate in Deutschland (laut BVI im selben Jahr 3,8 Billionen Euro), ergibt sich ein Marktanteil von lediglich 0,26 Prozent.
Für uns als Nachhaltigkeitspionier ist besonders alarmierend, dass laut der BIII-Studie nur bei einem Drittel der Assets, auf denen Impact stand, auch Impact drin war. Die enormen Wachstumsraten, die andere Marktstudien in den vergangenen Jahren nachweisen wollten[2], beruhten wohl vor allem auf dem eher gefühlten als nachweisbaren Impact der befragten Produktanbieter.
Kapitalallokation im Fokus
Dabei ist der Bedarf an Investitionen mit einer nachweisbaren positiven Wirkung mehr als deutlich, insbesondere in den Entwicklungs- und Schwellenländern, in denen der von uns gemanagte IIV Mikrofinanzfonds über Mikrofinanzinstitute investiert ist.
Die jährliche Finanzierungslücke für das Erreichen der Sustainable Development Goals (SDGs) im Globalen Süden bis 2030 wird von der UNCTAD[3] mittlerweile auf 4 Billionen US-Dollar geschätzt.[4] Impact Investing könnte eine wichtige Rolle beim Schließen dieser Lücke spielen. Inwiefern wir bereits einen Beitrag zum Erreichen der SDGs leisten, zeigt unser Nachhaltigkeitsansatz.
Wenn Impact Investing künftig stärker zum Erreichen der SDGs genutzt werden soll, müssen wir uns darauf besinnen, dass die eigentliche Finanzierungslücke vor allem durch die Allokation von Kapital geschlossen wird. Und dies kann weder durch „wirkungskompatible“[5] Investitionen, „beabsichtigte Impact-Investments“[6] oder „gekauften Impact“[7] erreicht werden. Durch derartige Begriffsschöpfungen kann das Label zwar für die Marketingabteilungen der Mainstream-Anbieter nutzbar gemacht werden. Da es sich aber um Investitionen ohne eigenen Wirkungsbeitrag (Investor Impact) handelt, wird damit kein zusätzlicher Cent für Impact Investing oder das Erreichen der SDGs mobilisiert.
Regulatorische Hemmnisse abbauen
Der bevorzugte Weg zum Erreichen eines echten Impacts sind Investmentvehikel aus den alternativen Anlagebereichen wie Private Equity oder Private Debt. Über diese kann tatsächlich zusätzliches Kapital zur Verfügung gestellt werden. Allerdings waren wirkungsorientierte Privatmarkt-Investments aufgrund regulatorischer Hemmnisse lange Zeit kaum für Kleinanleger zugänglich. Im Gegensatz dazu steht der IIV Mikrofinanzfonds auch Privatanlegern offen. Privatmarkt-Investments hingegen konnten nur über geschlossene Spezialfonds mit Mindestanlagesummen im sechsstelligen Bereich sowie geringer Liquidität getätigt werden. Institutionelle Investoren betrachten sie aufgrund interner Richtlinien oft als zu risikoreich, insbesondere bei Investitionen in den Entwicklungs- und Schwellenländern, wo sie jedoch am dringendsten benötigt werden.
Zugang für Kleinanleger möglich machen
Ob Impact Investing den Weg aus der Nische findet, wird sich nicht zuletzt daran entscheiden, ob „echte“ Impact Investments für Privatanleger zugänglich gemacht werden können. Es spielt jedoch auch eine Rolle, ob die öffentliche Hand bereit ist, in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften mehr Geld zur Verfügung zu stellen, um das Risiko für institutionelle Investoren zu reduzieren.
Was Ersteres betrifft, haben wir in den letzten Jahren positive Entwicklungen beobachtet. Neue Fondsstrukturen wurden geschaffen, über die Impact Investments nun auch für Kleinanleger möglich sind. Ein Beispiel hierfür ist das offene Infrastruktursondervermögen und insbesondere der reformierte European Long-Term Investment Fund („ELTIF 2.0“), der erstmals neben Mikrofinanzfonds die Darlehensvergabe als Haupttätigkeit eines Publikumsfonds ermöglicht.
In Sachen „blended finance“ hat sich hingegen leider nichts getan, obwohl der erste Sustainable Finance Beirat in seinem Abschlussbericht 2021 für eine Intensivierung geworben hat. Bleibt zu hoffen, dass der neu gewählte Sustainable Finance Beirat das Thema wieder auf die Agenda setzt.
Und eine weitere Voraussetzung muss erfüllt werden: Investoren müssen noch stärker als bislang begreifen, dass Impact einen Wert hat, auch wenn er sich nicht sofort in zusätzlicher Rendite niederschlägt. Impact Investing wirkt langfristig und vor allem sozial.
[1] Impact Investing: Den Wirkungsgrad glaubwürdig messen – verbraucher-direkt.de
[2] Siehe beispielsweise die Marktberichte des Forums Nachhaltige Geldanlagen.
[3] Home (unctad.org)
[4] SDG Investment Trends Monitor (Issue 4) (unctad.org)
[5] FNG_Spezial_Impact_Online_210913.pdf (forum-ng.org), S. 9.
[6] Investing for Impact (ifc.org), S. 13.
[7] *ESMA30-1668416927-2498 Progress Report on Greenwashing (europa.eu), S. 41.
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