Wirtschaftliche Entwicklung nach der Corona-Pandemie

Nur langsam scheint sich die Corona-Situation weltweit zu entspannen. Tatsächlich werden die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie immer deutlicher. Dennoch zeigt sich der Internationale Währungsfonds (IWF) optimistisch: Die Weltwirtschaft werde sich in diesem Jahr besser erholen als erwartet. Allerdings erholen sich einige Volkswirtschaften voraussichtlich schneller als andere. Dies wird insbesondere für die Bevölkerungsgruppen schwierig, die ohnehin schon von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in den Entwicklungs- und Schwellenländern (sogenannte Emerging Markets) sehr unterschiedlich.  Länder mit wenig widerstandsfähigen Volkswirtschaften stehen vor vielfältigen Herausforderungen, die durch die Pandemie noch verschärft werden. Dies hat insbesondere Auswirkungen auf diejenigen Menschen, die sich schon zuvor in einer schwachen und benachteiligten Position befanden. Aufgrund des Coronavirus gab es erstmals seit fast 25 Jahren wieder einen Anstieg extremer Armut. Jüngsten Schätzungen der Weltbank zufolge wird es in den Schwellen- und Entwicklungsländern bis zu 163 Millionen „neue Arme“ durch die Corona-Pandemie geben.1

Trotz dieser Auswirkungen ist der IWF hinsichtlich der Erholung der Weltwirtschaft optimistisch. In der im April 2021 veröffentlichten Frühlingsprognose kommt er zum Schluss, dass die Weltwirtschaft sich besser erholt als bislang erwartet.

„Obwohl es noch große Unsicherheit über den Pfad der Pandemie gibt, wird ein Weg aus dieser Gesundheits- und Wirtschaftskrise zunehmend sichtbar.“
Quelle Gita Gopinath, Chef-Ökonomin des IWF

Demnach rechnet der IWF mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 6 Prozent im Jahr 2021 und 4,4 Prozent in 2022. Das sind 0,8 bzw. 0,2 Prozentpunkte mehr als bei der Prognose im Oktober 2020. 2020 ist die Weltwirtschaft angesichts der Corona-Pandemie um geschätzt 3,3 Prozent geschrumpft.2  Als Gründe für die positive Entwicklung werden zusätzliche fiskalische Unterstützung in einigen großen Volkswirtschaften und die erwartete impfstoffbedingte Erholung in der zweiten Jahreshälfte angeführt.

Zugleich sieht der IWF derzeit die Hauptrisiken für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung vor allem in der Gefahr einer divergenten Erholung. Einige Länder erholen sich deutlich schneller als andere. Dies könnte dazu führen, dass die Zinsen und Preise für Rohstoffe weltweit schon wieder steigen, während sich viele Länder noch in der Krise befinden. Dieses Risiko ist vor allem durch die schnelle wirtschaftliche Erholung in China und den USA begründet. Beispielsweise werden die USA voraussichtlich noch in diesem Jahr ihr Niveau des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von vor der Pandemie erreichen, während viele andere Industrieländer dies erst im Jahr 2022 tun werden. Unter den Emerging Markets hat China bereits im Jahr 2020 das BIP-Niveau von vor der Pandemie erreicht, während viele andere Länder dies erst im Jahr 2023 tun dürften.

Dadurch würde das Zins- und Preisniveau weltweit steigen. Insbesondere steigende Lebensmittelpreise werden für Bevölkerungsgruppen, die sowieso besonders schwer von der Corona-Pandemie betroffen sind, zur Herausforderung. Seit Monaten nehmen die Preise für Nahrungsmittel weltweit zu, wie aktuelle Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization, FAO) zeigen. Die FAO publiziert monatlich den FAO Food Price Index (FFPI), ein Maß für die monatliche Veränderung der internationalen Preise eines Warenkorbs von Nahrungsmitteln.3 Dieser Warenkorb besteht aus fünf Warengruppen: Fleisch, Milchprodukte, Getreide, pflanzliche Öle und Zucker. Diese wurden von der FAO ausgewählt, da sie von hoher strategischer Bedeutung für die globale Ernährungssicherheit und für den globalen Handel sind.

Der FFPI lag im Mai 2021 bei durchschnittlich 127,1 Punkten und damit 5,8 Punkte höher als im April. Der Anstieg markierte den zwölften monatlichen Anstieg des FFPI in Folge und erreichte den höchsten Stand seit September 2011. Der Anstieg ist insbesondere durch starke Zuwächse bei den Teilindizes für pflanzliche Öle, Zucker und Getreide begründet.

 

Die steigenden Nahrungsmittelpreise treffen auf eine ohnehin schon kriselnde Wirtschaft, deren Auswirkungen sich im Rahmen einer divergenten Erholung, wie sie der IWF skizziert, verschärfen könnten. Aufgrund der Pandemie sind viele Einkommen gesunken und globale Lieferketten unterbrochen worden. Bereits vor einigen Monaten hatte das Welternährungsprogramm vor einer gefährlichen Kombination aus Konflikt, Klimawandel und COVID-19 gewarnt. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass durch die Corona-Pandemie allein im Jahr 2020 zusätzlich bis zu 132 Millionen weitere Menschen, insbesondere benachteiligte Bevölkerungsgruppen, von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen gewesen sind.4  Wenn die Lebensmittelpreise weiterhin steigen, würde sich diese Situation auch in der kommenden Zeit verschärfen.

 

 

1 Siehe Weltbank, Updated estimates of the impact of COVID-19 on global poverty: Looking back at 2020 and the outlook for 2021, hier abrufbar.

2 Der umfassende Bericht ist hier abrufbar.

3 Weitere Informationen zum FAO Food Price Index hier abrufbar.

4 Weitere Informationen hier abrufbar.

 

01.07.2021

Autor: Rainer Räth

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