Der IIV Mikrofinanzfonds und die Zinsentwicklung

18. Juli 2022

Die Zeit des billigen Geldes und der nahezu unbegrenzten Liquiditätsversorgung durch die Notenbanken scheint angesichts explodierender Inflationszahlen dies- und jenseits des Atlantiks passé. An den Anleihemärkten erleben Anleger:innen zurzeit Kursverluste historischen Ausmaßes. Welche Auswirkungen haben der Zinsanstieg und die Inflationsentwicklung für die Assetklasse Mikrofinanz?

Jahrelang profitierten Mikrofinanzfonds neben dem allgemeinen Trend zu nachhaltigen Finanzprodukten auch vom globalen Niedrigzinsniveau und der massiven Liquiditätsversorgung des Marktes durch die Notenbanken. Eine Performance von ungefähr zwei Prozent pro Jahr über dem risikolosen Zinssatz (engl. „risk-free rate“) bei gleichzeitig niedriger Volatilität und geringen Ausfallraten im Portfolio ließ die Fondsvolumina vieler Mikrofinanzanbieter kontinuierlich anwachsen.

Die außer Kontrolle zu geraten scheinende Inflation in der Eurozone und in den USA versetzt die Notenbanken jetzt allerdings in Alarmbereitschaft. Unlängst hat die Notenbank Federal Reserve (FED) begonnen, die US-amerikanischen Leitzinsen zu erhöhen. Bis Ende 2023 sieht der Marktkonsensus den FED-Leitzins bei rund 3,1 Prozent. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) wird im Sommer ebenfalls erwartet, dass sie die Refinanzierungssätze für Banken erhöht, allerdings sind die Erwartungen an die EZB vorsichtiger mit lediglich einem ersten Zinsschritt von 0,25 Prozent in diesem Sommer und einer Erwartung von einem Leitzins bei 1,8 Prozent bis Ende 2023 (Quelle: Bankhaus Donner Reuschel).

Diese Zinsentwicklungen beeinflussen die Renditeaussichten der Mikrofinanzfonds in mehrfacher Hinsicht.

Mögliche negative Auswirkungen – steigende Absicherungskosten

Die Kosten der Währungsabsicherung haben einen gewichtigen Einfluss auf die finanzielle Performance eines Mikrofinanzfonds. Im IIV Mikrofinanzfonds waren per 30.4.2022 rund 58 Prozent aller Darlehen in US-Dollar denominiert. Dieses Währungsrisiko sichern wir zu nahezu 100 Prozent in Euro ab. Für den Fonds war es zuletzt von Vorteil, dass die Absicherungskosten für auf USD denominierte Darlehen in den letzten zwei Jahren auf niedrigem Niveau lagen. Die Wertentwicklung des Portfolios hat dabei vom Gleichschritt der amerikanischen und europäischen Geldmarktzinsen seit 2019 profitiert. Diese Absicherungskosten verteuern sich nun sukzessive, nachdem die FED in einen Zinserhöhungszyklus (s.o.) eingestiegen ist und die Zinsdifferenz zwischen USD und EUR sich signifikant ausgeweitet hat (siehe Graphik).

Graphik: Absicherungskosten EUR/USD Hedge

Quelle: Eigene Berechnung auf Grundlage des IIV-Portfolios
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Als Reaktion auf die steigenden Absicherungskosten hat das Portfoliomanagement von Invest in Visions den Anteil an Investitionen in Euro und in lokalen Währungen erhöht. Die Fälligkeiten der Devisentermingeschäfte wurden zudem über die nächsten 24 Monate verteilt.

Mögliche positive Auswirkungen – höhere Darlehenserträge

Steigende Renditen für Staats- und Unternehmensanleihen verteuern langfristig auch die Konditionen für Darlehen, die vom IIV Mikrofinanzfonds an die Mikrofinanzinstitute (MFIs) vergeben werden. Dies sollte – bei ansonsten unveränderten Parametern – zu einer höheren finanziellen Rendite des Fonds führen. Das Portfolio des Fonds ist so strukturiert, dass es schnell auf Veränderungen der Zinslandschaft reagieren kann. Die Darlehen werden an die MFIs mit kurz- bis mittelfristigen Laufzeiten vergeben. Aktuell liegt die durchschnittliche Restlaufzeit des Kreditportfolios bei 22 Monaten. Innerhalb eines Jahres wird circa ein Drittel des Portfolios fällig und kann entsprechend neu ausgehandelt werden. Zudem ist ein Fünftel des Portfolios in Darlehen mit flexibler Verzinsung investiert, was ebenfalls eine schnelle Anpassung an sich verändernde Leitzinsen erlaubt.

Jahrelang waren diese Darlehenskonditionen in Verbindung mit dem rückläufigen globalen Zinsniveau gesunken. Während die Renditen für zweijährige US-Staatsanleihen seit 2015 von 1,4 Prozent auf 0,2 Prozent fielen, gingen die durchschnittlichen USD-Darlehenszinsen, die der IIV Mikrofinanzfonds für den gleichen Zeitraum vergab, analog von 7,1 Prozent auf 5,9 Prozent zurück.
Seit Ende 2021 steigen die Renditen für zweijährige US-Staatsanleihen nun wieder an auf 2,5 Prozent aktuell. Wir konnten bereits leicht höhere Zinssätze bei ersten Neu-Darlehensvergaben durchsetzen. Im Vergleich zum Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen ist der beobachtbare Anstieg bei den Konditionen von Mikrofinanzdarlehen aber noch moderat.

In der folgenden Graphik erkennt man die durchschnittliche Zinsentwicklung der ausgegebenen USD-Darlehen an Mikrofinanzinstitute (blaue Linie) und die Entwicklung der Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen (grüne Linie).

Graphik: Zinsentwicklung IIV Mikrofinanzfonds vs. 2-jährige US-Staatsanleihen

Quelle: Federal Reserve Bank (US); eigene Berechnung

 

Diese Beständigkeit der Darlehenszinsen gegenüber dem Zinszyklus hat für Investor:innen den Vorteil, dass die Volatilität der kurzfristigen Zinsen kaum auf die Performance des Fonds durchschlägt. Während eine Korrelation zwischen allgemeiner Zinsentwicklung und Performance des Fonds langfristig also durchaus besteht, ist eine kurzfristige Abhängigkeit kaum evident. Die folgende Graphik zeigt, wie vergleichsweise stabil sich die Benchmark für den Mikrofinanzsektor, der Symbiotics Microfinance Index (SMX), gegenüber der Entwicklung der US-Zinsen (hier 3 Monats LIBOR) verhalten hat.

 

Graphik: Zinsrisiko auf das Portfolio – USD Zinssatz vs. monatl. Entwicklung des SMX

Quelle: Syminvest; Marketwatch

 

Ebenfalls positiv dürfte sich auswirken, dass die vom Fonds gehaltene Liquidität in Zukunft wieder einer höheren Verzinsung unterliegt. Bei einem Investitionsgrad des Fonds von ungefähr 85 Prozent wird die verbleibende Liquidität zumeist zu Geldmarkt-Konditionen angelegt, die in den vergangenen Monaten regelmäßig negativ verzinst wurden. Mit dem baldigen Ende dieser Negativverzinsung im Euroraum sollten auch die Liquiditätsanlagen einen positiven Beitrag zur Wertentwicklung des Fonds liefern.

Während die Inflationsentwicklung die entwickelten Märkte in Atem hält, sind einige der Entwicklungs- und Schwellenländer, in die der Fonds investiert, von der Geldentwertung nur in geringerem Ausmaß betroffen. In vier der fünf größten Zielländer (nach Summe der vergebenen Darlehen) des IIV Mikrofinanzfonds liegt die Inflation teilweise deutlich unter dem Niveau der USA.

Inflation in Prozent

Quelle: Cbonds (Stand: 30.04.2022)

Inflation weltweit

Fazit

Der Anstieg der Renditen an den Anleihemärkten wird voraussichtlich sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die finanzielle Performance des IIV Mikrofinanzfonds haben. Wir gehen davon aus, dass sich an der stetigen angemessenen Wertentwicklung und an der geringen Abhängigkeit zu anderen Assetklassen (Korrelation) wenig oder nichts ändern wird. Unberührt von alldem bleibt im Übrigen die messbare soziale Rendite, die mit einem Investment in einen Mikrofinanzfonds erzielt werden kann.

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