Corona und die SDGs - Teil 2

Im ersten Blog-Eintrag zum Thema „Corona und die SDGs“ wurden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Erreichung von SDG 1 und SDG 2 ausführlich dargestellt. Im Folgenden werden die Auswirkungen auf SDG 5, SDG 8 und SDG 9 erläutert.1

SDG 5: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen

In den vergangenen Jahren konnten Erfolge in Bezug auf die Geschlechtergleichstellung erreicht werden, beispielsweise in der Reduktion von Kinderheirat und weiblicher Genitalverstümmelung sowie in der zunehmenden Vertretung von Frauen in Entscheidungspositionen. Trotzdem ist es noch ein weiter Weg bis zur Zielerreichung und die Corona-Pandemie hat insbesondere Entwicklungen in Bezug auf dieses SDG zurückgeworfen. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Frauen dem Risiko einer Coronavirus-Erkrankung am meisten ausgesetzt sind, da sie weltweit fast 70 Prozent der Gesundheits- und SozialarbeiterInnen ausmachen.
Durch die Umstände der Krise kam es bereits zu einem Anstieg der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Ausgangsbeschränkungen verstärken das Risiko häuslicher Gewalt, weil Frauen mit gewaltbereiten Partnern eingeschlossen sind und Hilfsangebote schwerer wahrnehmen können. Ökonomische Engpässe verstärken diese Situation. Darüber hinaus übernehmen Frauen – sowohl in Industrienationen als auch in Schwellenländern – durch die Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen meistens zusätzliche Betreuungsaufgaben. Die Schließung führt auch dazu, dass Erfolge beim Zugang zu Bildung insbesondere für Mädchen zurückgeworfen werden. Unterstützungsprogramme für Frauen, wie beispielsweise gegen weibliche Genitalverstümmelung mussten durch die Corona-Pandemie unterbrochen werden, sodass Fortschritte in dieser Hinsicht verlangsamt bzw. sogar rückläufig sein werden.

SDG 8: Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

Nach dem globalen Wirtschaftsabschwung im Jahr 2009, erholten sich die Arbeitsproduktivität und Arbeitslosenzahlen wieder allmählich. Die Corona-Pandemie hat diese Erholung jedoch ins Stocken gebracht, da ihre Folgen sich nachteilig auf die Arbeitsmärkte der Welt auswirken, insbesondere auf Beschäftigte im informellen und störungsanfälligen Sektor sowie Selbstständige und Tagelöhner. Es ist mit dem höchsten Anstieg der Arbeitslosigkeit seit dem Zweiten Weltkrieg zu rechnen. Es könnten etwa 1,6 Milliarden Beschäftigte in der informellen Wirtschaft – die Hälfte der weltweiten Erwerbsbevölkerung – erheblich betroffen sein. Gleichzeitig ist ihr Einkommen in manchen Regionen der Welt in den ersten Monaten der Krise um bis zu 81 Prozent gesunken. Damit bis zum Jahr 2030 menschenwürdige Arbeit für alle erreicht werden kann, sind erhebliche politische Maßnahmen notwendig, besonders um Beschäftigte im informellen Sektor zu schützen.
Des Weiteren legt SDG 8 als Ziel fest, dass die sogenannten „least developed countries“ (LDCs) pro Jahr ein reales BIP-Wirtschaftswachstum von 7 Prozent aufweisen. Bereits in den letzten Jahren wurde dieses Ziel verfehlt und es scheint relativ unwahrscheinlich, dass dies für die kommenden Jahre erreicht werden wird. Die Wachstumsrate des realen BIP der LDCs erreichte bereits 2019 nur 4,8 Prozent. Aufgrund der Corona-Pandemie wird erwartet, dass sich diese Rate auf 0,8 Prozent im Jahr 2020 abgeschwächt hat und 2021 mit einer Rate von 4,6 Prozent wieder ansteigen wird.

SDG 9: Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

Ein wichtiger Bestandteil zur Zielerreichung von SDG 9 ist das verarbeitende Gewerbe. Bereits vor der Corona-Pandemie verlangsamte sich das globale Wachstum dieses Sektors in allen Regionen. In den „least developed countries“ stieg der Anteil der verarbeitenden Industrie am BIP von 10,0 Prozent im Jahr 2010 auf 12,4 Prozent im Jahr 2019. Dieser Anstieg war auch vor der Corona-Pandemie nicht ausreichend, um eine Verdopplung des Anteils der Industrie am BIP bis 2030 zu erreichen – so wie es die Zielerreichung von SDG 9 vorsieht. Corona hat diesen Trend verschärft: im ersten Quartal 2020 verzeichnete das verarbeitende Gewerbe aufgrund von Maßnahmen zur wirtschaftlichen Abschottung einen starken Rückgang um 6 Prozent. Aufgrund der Rolle des verarbeitenden Gewerbes am gesamtwirtschaftlichen Wachstum, hat dieser Einbruch schwerwiegende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Um die Weltwirtschaft wiederzubeleben und somit das Ziel von SDG 9 zu erreichen, ist außerdem ein besserer Zugang zu Finanzdienstleistungen für die Kleinindustrie erforderlich. Kleine Industrieunternehmen sind von zentraler Bedeutung für die Schaffung von Einkommen und die Linderung der Armut. Gleichzeitig sind kleine Industrieunternehmen aufgrund ihrer geringen Größe und begrenzter Ressourcen anfällig für unerwartete Ereignisse wie Naturkatastrophen oder auch Pandemien. Ohne finanzielle Auffangsysteme können sie Krisen nur schlecht bewältigen. Daher ist für sie der Zugang zu Krediten besonders wichtig.

1 Der vollständige Bericht findet sich hier: https://unstats.un.org/sdgs/report/2020/

17.03.2021

Autorin: Ariane Schoen

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