Corona und die SDGs - Teil 1
Die Corona-Pandemie hat das Erreichen der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die „Sustainable Development Goals“ (SDGs) dramatisch verzögert. Wie genau die Pandemie sich auf die SDGs auswirkt, können Sie in diesem Blog-Eintrag lesen.
Bereits vor der Corona-Pandemie drohte die Weltgemeinschaft das Erreichen der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die „Sustainable Development Goals“ (SDGs) zu verfehlen. Aus diesem Grund hatten die Vereinten Nationen die verbleibende Zeit bis 2030 zum „Jahrzehnt des Handelns“ ausgerufen. Die Auswirkungen der Pandemie selbst sowie der Maßnahmen zur Einschränkung derselben haben dieses Verfehlen dramatisch verschärft.
Das genaue Ausmaß der Pandemie wird erst allmählich sichtbar. Klar ist, dass sie alle Bevölkerungsschichten, alle Wirtschaftszweige und alle Regionen der Welt erfasst hat. Vor allem haben sich die existierenden Ungleichheiten innerhalb von Gesellschaften und zwischen Ländern offenbart und verschärft, indem sie die vulnerabelsten Menschen der Welt am stärksten trifft. Daher sind alle Staaten der Weltgemeinschaft, so wie es die SDGs fordern, dazu angehalten, ihre Anstrengungen zu intensivieren, um die festgelegten Ziele zu erreichen.
Im aktuellen Bericht der Vereinten Nationen zur Erreichung der SDGs werden die umfassenden Auswirkungen der Pandemie ausführlich dargestellt.1 Im Folgenden werden zunächst die Auswirkungen in SDG 1 und SDG 2 dargestellt. In einem weiteren Blog-Eintrag werden die Auswirkungen auf das Erreichen von SDG 5, SDG 8 und SDG 9 näher beleuchtet. Zu diesen fünf SDGs möchte Invest in Visions durch Investitionen in den Bereichen Mikrofinanz, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie finanzielle Inklusion beitragen.

SDG 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden
Seit 2010 hatte sich weltweit der Anteil der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben (1,90 US-Dollar pro Tag) von 15,7 auf 10 Prozent im Jahr 2015 verringert. Das Tempo dieser Reduktion hat sich jedoch bereits schon 2019 verlangsamt. Für das Jahr 2019 geht man von einer Verringerung auf 8,2 Prozent aus. Mit dieser Geschwindigkeit wäre das Ziel (Reduktion dieser Form der Armut auf 0 bis zum Jahr 2030) nicht erreicht worden. Schätzungen zufolge hat sich dieser Wert durch die Corona-Pandemie voraussichtlich sogar auf 8,8 Prozent für das Jahr 2020 erhöht, eine Differenz von über einem Prozentpunkt gegenüber der ursprünglichen Annahme von 7,7 Prozent. Dies bedeutet, dass durch die Corona-Pandemie voraussichtlich zusätzlich 71 Millionen Menschen in extremer Armut leben werden, vor allem in Asien und Subsahara-Afrika. Dies ist umso verheerender, da die Sozialschutzsysteme in diesen Regionen meist nicht gut ausgebaut sind. In Zentral- und Südasien sowie in Subsahara-Afrika sind nur 4 respektive 7 Prozent der vulnerablen Bevölkerung durch Sozialschutzsysteme abgesichert, wie beispielsweise Versicherungen im Krankheitsfall oder für den Fall der Arbeitslosigkeit.

SDG 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Während die chronische Unterernährung seit 2014 relativ konstant bei knapp unter 9 Prozent liegt, hat sich der Anteil an Menschen, die an Nahrungsmittelunsicherheit leiden, seitdem weltweit von 22,4 auf 25,9 Prozent (oder auch um 2 Milliarden Menschen) erhöht. Durch die Corona-Pandemie könnten im Jahr 2020 zusätzlich bis zu 132 Millionen weitere Menschen, insbesondere benachteiligte Bevölkerungsgruppen, an Nahrungsmittelunsicherheit leiden. Hinzu kommen Konflikte und Klimaschocks, die eine zusätzliche Bedrohung für die Verlässlichkeit von Nahrungsmittelsystemen darstellen. Besonders für KleinbauerInnen stellt dies eine große Herausforderung dar. Die zur Eindämmung des Virus eingeführten Maßnahmen führten dazu, dass lokale Märkte schließen mussten und Produkte nicht zu den KonsumentInnen gelangen konnten.
Gerade für Kinder ist eine ausgewogene und gesicherte Ernährung zentral, da sonst Fehlentwicklungen im Wachstum die Folge sind. Im Jahr 2019 waren immer noch 144 Millionen (21,3 Prozent) der Kinder im Alter von unter fünf Jahren weltweit von chronischer Unterernährung betroffen. Auch wenn dies bereits eine positive Entwicklung seit 2015 darstellt, wo die chronische Unterernährung von Kindern unter fünf Jahren bei 23 Prozent lag, so sind große Anstrengungen notwendig, um diesen Anteil auf den Zielwert von unter 82 Millionen im Jahr 2030 zu bringen. Paradoxerweise nimmt gleichzeitig die Häufigkeit von Übergewicht bei Kleinkindern zu, welches als Warnzeichen für zukünftige Gesundheitsprobleme erachtet wird. Im Jahr 2019 waren weltweit 5,6 Prozent (oder 38 Millionen) der Kinder unter fünf Jahren übergewichtig. Übergewicht und Mangelernährung koexistieren oft in der gleichen Bevölkerung. In Südostasien beispielsweise lag die Mangelernährung im Jahr 2019 bei 8,2 Prozent, während Übergewicht 7,5 Prozent betrug.
Im nächsten Blog-Eintrag erfahren Sie mehr über die Auswirkungen der Corona-Pandemie zur Erreichung von SDG 5, SDG 8 und SDG 9.
1 Der vollständige Bericht findet sich hier: https://unstats.un.org/sdgs/report/2020/