Der reformierte ELTIF und Impact Investing

23. Januar 2025 Moritz Isenmann Senior Impact and Sustainability Manager

MARKETINGMITTEILUNG

Impact Investing litt in der Vergangenheit darunter, kaum für Privatanleger zugänglich zu sein. Hohe Mindestanlagegrenzen behinderten den Vertrieb der meisten Fonds. Entsprechend gering blieb auch der Anteil von Impact Investments am Gesamtmarkt. Dies kann sich nun ändern.

Dank der Reform des ELTIF (European Long-Term Investment Fund) können nun auch Privatanleger in alternative Asset-Klassen investieren, mit denen sich eine konkrete Wirkung generieren lässt. 

Impact Investments: Investitionen mit Wirkung, aber nur für Hochvermögende?

Impact Investing fristet immer noch ein Nischendasein. Gerade einmal 0,26 Prozent (Investitionsvolumina) betrug der Anteil am Gesamtmarkt 2022 in Deutschland.[1] Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Investitionen in alternative Anlageklassen wie Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur lange Zeit fast ausschließlich für professionelle und semi-professionelle Investoren bei Mindestanlagesummen in zumeist sechsstelliger Höhe zugänglich waren. Doch warum haben alternative Assetklassen an Bedeutung so gewonnen? Über sie kann Kapital unmittelbar an die Unternehmen fließen, Engagement auf Investorenseite ausgeübt und eine positive Wirkung erzielt werden.

Der erste Sustainable Finance Beirat (SFB) der Bundesregierung hatte diesen Vorteil erkannt und in seinem Abschlussbericht vom Februar 2021 eine Öffnung von Impact Investments aus dem alternativen Anlagebereich für Privatkunden nach dem Vorbild von Mikrofinanzfonds empfohlen.[2] Letztere genossen im Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) bislang eine Sonderstellung (§ 222). Der Empfehlung des SFB wurde jedoch nicht gefolgt. Durch das Fondsstandortgesetz wurde lediglich der Entwicklungsförderungsfonds eingeführt, mit dem zwar Beiträge zum Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) geleistet werden sollen, der aber aufgrund seiner rechtlichen Form als Spezial-AIF (alternativer Investmentfonds) ebenfalls nicht zum Vertrieb an Privatanleger zugelassen ist.

Da es nicht möglich war, die Investorenbasis für Impact Investments zu verbreitern, wurde an der Definition von Impact Investments – und damit an der falschen Stelle – angesetzt. Wenig zielführend wurde versucht, den Impact-Begriff auch für liquide Assets nutzbar zu machen. Doch anstelle eines neuen, wirksameren „Medikaments“ verabreichte man dem Impact-Investing-Markt damit aber lediglich ein Placebo. Von einer „Demokratisierung“ von Impact Investments durch Aktienfonds, mit der manche Mainstream-Anbieter warben, kann jedoch keine Rede sein.

Denn durch den Besitzerwechsel einer Aktie auf dem Sekundärmarkt wird kein weiterer Cent in nachhaltige Ziele investiert.

 

Der neue ELTIF 2.0 und Kleinanleger – Startet Impact Investing jetzt durch?

Mit dem reformierten European Long-Term Investment Fund („ELTIF 2.0“) hat die Europäische Union nun endlich ein Investmentvehikel geschaffen, das für eine Wende sorgen könnte. Der ELTIF war bereits 2015 als Teil der europäischen Kapitalmarktunion lanciert worden. Das Ziel: Förderung von Investitionen in die europäische Realwirtschaft. Privatkunden sollten sich an den großen Herausforderungen und dem enormen Finanzierungsbedarf für Infrastrukturprojekte in den kommenden Jahren, insbesondere der Energiewende, beteiligen können. Vertrieb und Anbieter sahen sich jedoch erheblichen Anforderungen und Einschränkungen gegenüber. Dies führte dazu, dass unter dem ursprünglichen ELTIF-Regime nur 77 ELTIFs innerhalb der gesamten EU aufgelegt wurden, mit einem Kapital von insgesamt 11,3 Milliarden Euro (Stand: 31.12.2022)[3] . Ein Haupthemmnis war die vorgeschriebene Mindestanlagesumme. Zudem konnten nur geschlossene ELTIFs aufgelegt werden, was bedeutete, dass die Investoren ihr Geld oft zehn Jahre und länger binden mussten.

Mit der Reform sind die Mindestanlagesumme wie auch die Vermögensprüfung entfallen. Zudem können ELTIFs nun auch in einer offeneren Variante als semi-liquide Vehikel aufgelegt werden, die eine Rückgabe von Anteilen bereits vor der Liquidierungsphase sowie eine durchgängige Zeichnung erlauben. Damit ist der Weg für einen konsequenten Vertrieb auch an Kleinanleger frei. Diese können nun ebenfalls die Vorteile alternativer Anlageklassen für sich nutzen. Dazu zählen beispielsweise attraktive Renditen sowie eine geringe Volatilität. Privatmarktinvestments bieten aufgrund ihrer geringen oder bisweilen sogar negativen Korrelation mit liquiden Anlagen zusätzliche Möglichkeiten zur Diversifizierung und Portfoliooptimierung.

Der neue ELTIF ist ein transparentes, reguliertes, semi-liquides, aber depotfähiges Vehikel mit hohen Anforderungen an die Diversifikation auf Asset-Ebene.

Öffnung für wirkungsvolle Investitionen in den Globalen Süden

Der reformierte ELTIF kann tatsächlich der Startschuss für eine „Demokratisierung“ von Impact Investments sein. Mindestens genauso wichtig wie die verbesserte Publikumsfähigkeit ist dabei, dass über einen ELTIF getätigte Investitionen nicht mehr direkt der europäischen Realwirtschaft zugutekommen müssen. Denn das Erreichen der SDGs wird nicht in Deutschland entschieden und auch nicht in Europa, sondern im Globalen Süden, wo die Probleme unbestritten am größten sind. Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung musste im vergangenen Jahr ihre 2014 errechnete Prognose zur Finanzierungslücke für das Erreichen der SDGs in den Entwicklungs- und Schwellenländern deutlich nach oben korrigieren. Statt 2,5 Billionen US-Dollar klafft nun eine jährliche Lücke von 4 Billionen.[4] Über die Hälfte davon fehlt für die Transition zu einer klimaschonenden Energieversorgung, also für den Ausbau erneuerbarer Energien, für Elektrifizierung etc. – der ELTIF ist als Vehikel genau für jene Themengebiete, prädestiniert. Die meisten der 2024 neu aufgelegten ELTIFs haben einen europäischen Fokus, einige sehen zudem auch Investitionen in Nordamerika oder weitere OECD-Ländern vor. Ein ELTIF speziell für Investitionen in die Emerging Markets wurde bisher noch nicht registriert. Hier gibt es ein großes, unberührtes Potenzial.

Invest in Visions möchte dieses Potenzial nutzen sowie die Transition zu einer klimaschonenden Energieversorgung unterstützen und konzipiert derzeit ein ELTIF-Produkt zur Förderung von Solarstrom in Subsahara-Afrika. Damit werden professionelle und private Anleger Zugang zu „echten“ Impact Investments erlangen und Kapital bereitstellen können, um wirtschaftliches Handeln vor Ort zu fördern und einen Betrag zur Reduzierung von CO2 zu leisten.

 

 

[1] Die Bundesinitiative Impact Investing hat in ihrer Marktstudie für das Jahr 2022 ein Volumen von knapp 10 Milliarden Euro veranschlagt (Impact Investing in Deutschland 2022 – Marktstudie – Bundesinitiative Impact Investing (bundesinitiative-impact-investing.org), während der BVI das Gesamtvolumen aller Mandate und Fonds für den selben Zeitraum auf 3,8 Billionen Euro ansetzt.

[2] 210224_SFB_-Abschlussbericht-2021.pdf (sustainable-finance-beirat.de), S. 104f.

[3] Europäische ELTIF-Studie

[4] SDG Investment Trends Monitor (Issue 4) (unctad.org)

 

Rechtliche Hinweise

Die enthaltenen Informationen stellen keine Anlageempfehlung oder sonstigen Rat dar. Die hier dargestellte Meinung ist die von Invest in Visions. Diese Meinung kann sich jederzeit ändern. Obwohl große Sorgfalt darauf verwendet wurde, um sicherzustellen, dass die in diesem Dokument enthaltenen Informationen korrekt sind, kann keine Verantwortung für Fehler oder Auslassungen irgendwelcher Art übernommen werden, wie für alle Arten von Handlungen, die auf diesen basieren. Herausgeber ist die Invest in Visions GmbH mit Sitz in der Freiherr-vom-Stein-Str. 24-26, 60323 Frankfurt am Main.